Der Einsatz technologischer Innovationen und Recht

Lesezeit: 8 Minuten
von Amila Strik | Senior Legal Counsel bei Regnology Austria
Magazin: Legal Tech Times 2023, Ausgabe 6


Die technologischen Fortschritte haben die Menschen seit immer fasziniert. Sie haben es immer wieder ermöglicht, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen und somit die Art und Weise wie wir arbeiten, kommunizieren und leben verändert. Sie verändern auch die juristische Tätigkeit. Auch wenn diese traditionellerweise eher eine ist, die dem Bestehenden mit Respekt begegnet, wurde und wird auch sie vom Innovationsgedanken samt technologischen Lösungen und Legal Tech Tools geprägt.

Gleichzeitig haben sich die Arbeitsanforderungen und die Komplexität rechtlicher Fragestellungen, die Anzahl der zu berücksichtigenden Rechtsquellen und Rechtsordnungen, der Detailgrad der Regelungen und diverser anderer vom individuellen Fall abhängiger Umstände geändert bzw. an die sich auch ändernde Welt angepasst. So auch in mancher Hinsicht die Bedürfnisse, Anforderungen, Kenntnisse und Erwartungen der Rechtsratsuchenden.

Hohe Ansprüche an Legal Tech und Jurist:innen

Um die hohen Erwartungen, die an Rechtexpert:innen gestellt werden, erfüllen zu können, sind auch die Ansprüche an Tools, welcher sich Jurist:innen bei der Arbeit bedienen (dürfen), in mehreren Hinsichten, besonders hoch. Diese Ansprüche werden in unterschiedlichen Situationen und abhängig von der jeweiligen Anwendung selbstverständlich unterschiedlich sein.

Und während der Wunsch nach Entlastung vorhanden ist, liegt die Verantwortung für die Prüfung der Eignung der Tools sowie der damit erstellten Ergebnisse letztendlich auch immer bei demjenigen, der sie für einen bestimmten Zweck einsetzt. Aber auch die Entscheidung, sich gewisser Tools im digitalen Zeitalter nicht zu bedienen, und sei es auch nur, um sich auf mögliche Gegenargumente vorzubereiten oder „Waffengleichheit“ zu gewährleisten, bedarf auch einer situationsabhängigen, bewussten Reflexion. Allein die Existenz dieser Tools macht daher eine Auseinandersetzung mit diesen notwendig.

Denn auch beim Einsatz oder bewussten Nichteinsatz der Tools liegt es an Jurist:innen, die rechtlichen Fragen ganzheitlich zu betrachten, die juristische Gesamtzusammenhänge und gesetzgeberische Intentionen im Auge zu behalten und verantwortungsvolle informierte Entscheidungen, auch bei Auslegung und Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe, zu unterstützen.

Innovationen und künstliche Intelligenz

Wenn man über vorhandene Tools und Innovationen - speziell bestimmt für Verwendung durch Jurist:innen spricht - kann man derzeit insbesondere Tools, die auf künstlicher Intelligenz („KI“) basieren, nicht unerwähnt lassen. Dabei darf man nicht vergessen, dass KI nicht gleich KI ist und es auch hier Unterschiede gibt, wie, vom wem und auf welche Art und Weise die konkrete KI entwickelt, trainiert und ausgestaltet wurde. Zum einen gibt es bereits KI-Lösungen, die für Einsatz durch Jurist:innen bestimmt sind. Zum anderen gibt es auch chatbasierte Dialogsysteme, die auf KI basieren und darauf trainiert wurden Antworten nach antrainierten Wahrscheinlichkeitskriterien zu erstellen wie z.B. ChatGPT, nun auch in der 4. Version.

Auch wenn chatbasierte Dialogsysteme nicht speziell für Jurist:innen entwickelt wurden, beantworten sie auch rechtliche Fragen. Wie man die Antworten rechtlich einordnen soll, ist wieder, eine andere Frage. Es gibt faktische und rechtliche Umstände, die zu klären sind, um einen verantwortungsvollen Einsatz durch Jurist:innen zu ermöglichen. Dabei wächst mit dem wachsenden Verständnis für die Tools selbst auch das Bewusstsein für mögliche rechtliche Fragen, die auf den ersten Blick womöglich nicht offensichtlich waren.

ChatGPT zum Thema des Einsatzes der KI in der rechtlichen Beratung

Das sieht ChatGPT übrigens ähnlich und hat zum Thema des Einsatzes von KI im Rechtsbereich eine “fundierte Meinung“. So befragte ich es zum Einsatz der KI in der Zukunft, besonders im Zusammenhang mit der rechtlichen Beratung. Die Antworten überraschten mich. Dies nicht nur wegen der – mittlerweile gut bekannten – enormen Geschwindigkeit und sehr guten Ausdrucksweise bei der Beantwortung komplexer Fragen. Sondern vor allem aufgrund der Fähigkeit, viele unterschiedliche Aspekte diverser Fragen zu benennen und sich durch geschickte Formulierungen auch immer wieder – auch von einer künftig möglicherweise anderen Betrachtungsweise – abzugrenzen.

Viele wichtige Themen, die auch in der Öffentlichkeit zum Einsatz von KI im Rechtsbereich immer wieder Gegenstand von Diskussionen sind, erwähnte bei meinem Chat mit ChatGPT dieses selbst, darunter auch die „großen Themen“ inklusive Ethik.

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