Die Faszination von Chat GPT

Lesezeit: 6 Minuten
von Sophie Martinetz | Legal Tech Expert & Founder of Future-Law
Magazin: Legal Tech Times 2023, Ausgabe 6


Wie kann man den Chatbot in den juristischen Betrieb integrieren und gleichzeitig mögliche Gefahren vermeiden?

Die Begeisterung für die Fähigkeiten von ChatGPT nimmt seit dem Launch der dritten Generation im November 2022 nicht ab. Das von OpenAI entwickelte und trainierte Programm, welches auf maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz beruht, ist in der Lage, menschenähnliche Konversationen zu führen. Es greift dabei mittels Algorithmen und statistischer Modelle auf eine Wissensdatenbank zu, die aus unzähligen Texten und Artikeln besteht. 

Die Einsatzmöglichkeiten des Chatbots sind vielfältig und umfassen viele interessante Bereiche, wie zum Beispiel die Fertigstellung von Beethovens 10. Symphonie oder das Ablegen des amerikanischen juristischen Bar-Examens. Auch vor dem Launch von ChatGPT 3.0 haben sich Trendforscher:innen intensiv mit der Anwendung künstlicher Intelligenz im Rechtsbereich auseinandergesetzt und die zunehmende Bedeutung von Chatbots prophezeit.

Chatbots in Kanzleien: Vorreiter und Anwendungsbereiche

Wie so häufig bei der Einführung neuer Legal Tech Tools gibt es Kanzleien, die bereits weit vorne mitschwimmen, und solche, die sich schwertun, gewohnte Prozesse einer Maschine zu überlassen. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist zum Beispiel die internationale Kanzlei Allen & Overy, die mit Harvey einen eigenen Chatbot eingeführt hat. Wo genau liegen die Aufgaben dieses Chatbots und wie können Chatbots wie ChatGPT in Kanzleien sinnvoll eingesetzt werden?

Tom Braegelmann LLM, Wirtschaftsanwalt bei Annerton in Berlin, äußerte sich in einem Interview mit dem Handelsblatt positiv über den Einsatz von Chatbots und sieht deren Hauptaufgabe in der Übernahme von Standardaufgaben. Das gilt insbesondere für Aufgaben, die finanziell unattraktiv oder für Jurist:innen „langweilig“ sind. So können Bots einfache Schreiben vorbereiten, Urteile zusammenfassen und Textbausteine mit juristischen Argumentationen generieren. Weiterhin sieht er die Möglichkeit, dass Bots mittels einfacher Frage-Antwort-Spiele bei der Gründung von GmbHs helfen können, indem sie To-do-Listen erstellen und GmbH-Satzungen entwerfen. Dass Bots fehlerhaft sind, sieht er weniger problematisch und argumentiert, dass Fehler auch durch Menschen entstehen und die Qualität juristischer Arbeit auch unter Menschen schwankt.

Der von Allen & Overy eingeführte Chatbot Harvey soll die Arbeit von Anwält:innen weltweit in den Bereichen Vertragsanalyse, Compliance, Due Diligence und Rechtsstreitigkeiten automatisieren und verbessern. Seine Funktion umfasst auch das Generieren von Empfehlungen und Vorhersagen, die auf umfassenden Daten beruhen, um die Arbeitseffizienz insgesamt zu steigern.

ChatGPT: Nur ein Hilfstool für Anwält:innen?...

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