Mythos: Maßnahmen der mentalen Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz lohnen sich nicht

Lesezeit: 7 Minuten
von Alexandra Strozyk | Senior Specialist Wellbeing bei Allen & Overy LLP
Magazin: Legal Tech Times 2023, Ausgabe 6


Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil in Unternehmen. Unzählige Apps, Krankenkassen, Sport- und Gesundheitsanbieter stellen die Entscheider:innen vor die Qual der Wahl. Braucht es bei all den vorhandenen Möglichkeiten da noch einen besonderen Fokus auf die Förderung mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz? Die Antwort ist eindeutig: Ja!

Selbst kritische Stimmen bemängeln eher die Vorgehensweise von Unternehmen und stellen nicht die Notwendigkeit als solche infrage. „Das klassische BGM ist tot“, hört man dazu Prof. Dr. Volker Nürnberg, u. a. Dozent für BGM an der Hochschule für angewandtes Management in Erding. Das heißt aber nicht, dass die Arbeit verlorene Liebesmüh ist, sondern dass das Thema richtig angegangen werden muss. Statt starre Programme mit festgelegten Terminen vorzugeben, müssen in allen Bereichen der Gesundheitsförderung moderne Kommunikationskanäle und Tools genutzt werden, um eine breite Mitarbeiterschaft zu erreichen. Ein Stichwort dabei ist die Gamification, eine spielerische Herangehensweise an das Thema. Gerade Gesundheits-Apps und -Plattformen bieten die Möglichkeit, verschiedene Wettbewerbe und Challenges zwischen Teams, Standorten oder allen Mitarbeitenden anzubieten. Thematisch müssen nicht immer nur Schritte gezählt werden. Auch Achtsamkeit oder die Vermittlung von Gesundheitswissen können im Fokus stehen.

Gesundheitsfürsorge steht nicht im Widerspruch zur Mandatsarbeit

Hierbei geht es nicht nur darum, die Mitarbeiterbindung zu stärken oder den ESG-Anforderungen von Kund:innen und Mandant:innen gerecht zu werden. Zahlreiche Studien zeigen, dass die richtige Strategie in Sachen mentaler Gesundheit nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern auch die Unternehmenszahlen steigern. Gesundheitsfürsorge steht also nicht im Widerspruch zur Mandatsarbeit.

Das sieht auch Jyoti Choitram, Senior Global-Wellbeing-Managerin von Allen & Overy so:

„Ich denke, eines der häufigsten Missverständnisse ist, dass Wohlbefinden und Leistung unvereinbar sind. Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass Wohlbefinden ein Motor für Leistung ist. Damit Menschen ihr Bestes geben können, müssen sie auch in Bestform sein. Es gibt Druck und es gibt zu viel Druck, der von Faktoren innerhalb und außerhalb der Arbeit beeinflusst wird. Am Arbeitsplatz kann die Leistungsorientierung ungewollt zu einer Kultur führen, die den Druck erhöht. Wenn man erst versteht, wie diese Faktoren zusammenhängen, kann man Druck reduzieren, um eine Leistungssteigerung zu erhalten. Dies erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich und wird deshalb oft missverstanden.”

Quelle: delphis.org

Dass Unterstützung der mentalen Gesundheit bei allen Branchen dringend erforderlich ist, zeigen zudem Krankenkassenreports, bei denen Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen so stark angestiegen sind, dass es hier in den letzten 10 Jahren eine Steigerung von 40 % der Krankentage gab. (1)

Gespräche über mentale Gesundheit am Arbeitsplatz dürfen kein Tabu mehr sein

Damit Gesundheitsförderung in einem so leistungsorientierten Umfeld funktioniert, muss zunächst das Management grundsätzlich erkennen, dass ein hohes Wohlbefinden bei den Mitarbeitenden auch für eine hohe Leistungsfähigkeit sorgt. Über mentale Gesundheit zu sprechen, sollte kein Tabu mehr darstellen. Natürlich müssen auch Partner:innen und Anwält:innen von der Sache überzeugt sein und so gemeinsam vereinbarte Ziele, Maßnahmen und Angebote unter den Mitarbeiter:innen verbreiten.

Jyoti Choitram fasst dies zusammen:
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