Fabian Otto im Interview zu aktuellen und kommenden Legal Tech Trends
12. Dezember 2024
Fabian Otto, Legal Technology and Operations bei Erste Group Bank AG, ist derzeit für ein unternehmensweites Digitalisierungsprogramm, das alle 600 Jurist:innen seiner Bankengruppe umfasst, verantwortlich. Mit vier Workstreams arbeiten er und sein Team länderübergreifend an unterschiedlichen Legal Tech Themen und gestalten die Zukunft der juristischen Arbeit in der Erste Group somit aktiv mit.
Welches Legal Tech Thema bestimmte 2024?
Fabian Otto: Alles andere außer A.I. wäre unrealistisch . auf Unternehmensebene haben uns die jedoch die Themen „Dokumentenautomatisierung“ und „Legal Matter Management“ weitaus mehr beschäftigt
Was sind die Top 3 Legal Tech Trends in 2025?
Fabian Otto: 1) Legal Data Analytics (egal ob Rechtsabteilung / Law Firm / oder public institution) wir müssen lernen unsere Daten zu schätzen – egal ob für Auswertungen oder um unsere Daten im Rahmen fortgeschrittenerer Technologien (wie A.I.) zu nutzen.
2) Legal Design (Thinking) – gut durchdachte juristische Prozesse im bestenfalls End-to-End digitalisiert und ohne Medienbrüche werden entscheidend sein
3) Super Human / Super Digital – zu lernen wie wir mit der zunehmenden Anzahl von A.I. und Legal Tech Tools bestmöglich kooperieren lernen
Change Management ist immer so ein diffuser Begriff – was bringt hier echte Erfolge?
Fabian Otto: Erfolgreiches Change Management hat beinhaltet zwei zentrale Faktoren: klare Kommunikation und „Management-Commitment“. Die wenigsten Leute ändern etablierte Verhaltensweise gerne. Führungskräfte müssen klar kommunizieren worin der Mehrwert liegt und warum sie Veränderung unterstützen. Mit guten Beispiel voranzugehen schadet keinesfalls. Egal was man ändern möchte – wichtig ist klare Meetings/Standings aufzusetzen an dem Teilnehmer neue Tools, Arbeitsweisen etc. in Ruhe testen können und Ihre Erfahrungen teilen können.
Wo kann man mit Legal Tech schnell starten, quasi ein Quick Win / Low Hanging fruit for die, die 2025 los starten wollen?
Fabian Otto: Mein Tipp: starten Sie mit einem standardisierten Legal Intake. Egal wie, Hauptsache weg von E-Mail vor allem bei sogenannten „High-frequency – low legal complexity“ Themen, aber auch bei anspruchsvolleren Inhalten ist es sinnvoll Fragen und Sachverhalte strukturiert auf den Tisch zu bekommen (bspw. über ein Webformular, eine Landing-Page oder auch einem Chatbot). Die Analyse und Auswertungen (wer, was wie oft) sind der ideale Startpunkt für viele weitere Schritte.