90% erwarten Effizienzsteigerung durch Legal Tech – Nachbericht Legal Tech Barometer 2022

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  • 30% rechnen mit dem Ende der verrechenbaren Stunde in 5 Jahren
  • Ergebnisse der großen gemeinsamen Umfrage von Future-Law mit Fabasoft & LexisNexis wurden präsentiert.

Welche Zukunftsentwicklungen die Menschen im Rechtsbereich in Österreich dieses Jahr wirklich bewegen, zeigt das aktuelle „Legal Tech Barometer 2022“, das in Folge einer Umfrage von Future-Law mit Fabasoft und LexisNexis soeben präsentiert wurde. Getreu dem diesjährigen Umfragemotto „Face the Challenge“, ließen es sich all jene, die sich den Zukunftsherausforderungen der Rechtsbranche stellen wollen, auch nicht nehmen, bei der gut besuchten Ergebnispräsentation in Wien live dabei zu sein und sich mit Branchenkolleg:innen auszutauschen.

„Das Barometer schlägt klar Richtung Digitalisierung aus“, zieht Sophie Martinetz, Future-Law-Gründerin und Managing Partnerin, Bilanz. „Mehr als 70 % aller Befragten gaben an, dass die Coronapandemie der Rechtsbranche tatsächlich einen Digitalisierungsschub verpasst habe – Stichwort: ‚Digitalisierungskatalysator‘.“ In den meisten Fällen erforderte die Strategie des Unternehmens eine Anpassung (über 50 %), war die Rechtsabteilung oder Kanzlei schlicht ineffizient geworden, oder es kam zu einer Zwangsdigitalisierung (je rd. 35 %). Bei den Rechtsabteilungen zeigte sich außerdem, dass rechtliche Risiken ohne digitale Unterstützung in Zukunft kaum noch beherrschbar sein werden bzw. wird bei gekürztem Budget gleichzeitig ein zunehmend höherer Beitrag zum Unternehmenserfolg eingefordert.

Aktuelle Entwicklungen & Risiken

Doch wie stark ist digitales Arbeiten tatsächlich bereits in der österreichischen Rechtsbranche verankert, und wo steckt das größte Optimierungspotenzial? Legal Tech kommt vor allem bei der Dokumentenverwaltung, der juristischen Recherche bzw. Legal Intelligence, im Wissensmanagement und bei der Verrechnung und Erstellung von Vorlagen zum Einsatz. „Echte Digitalisierung macht die Arbeit der Jurist:innen nicht nur schneller, sondern auch qualitativ besser, führt also zu inhaltlich besseren Antworten. Der Hebel der Rechtsbranche ist Legal Intelligence: vorausdenkende Suchalgorithmen erkennen Analogien und finden in der Literatur für Sie zusätzliche Argumente. Sie erkennen und warnen vor anstehenden Gesetzesänderungen oder weisen auf überraschende rechtliche Zusammenhänge hin“, so LexisNexis CEO Susanne Mortimore.

Wenig genutzt werden aktuell noch KI-basierte Lösungen zu Dokumentenextraktion, Tools zur Dokumentenautomatisierung wie z. B. systemgestützte Vertragserstellung und Digital Matter Management. In vielen Bereichen sind Fortschritte zu erkennen, wenn auch das vorhandene Potenzial oftmals nicht voll ausgeschöpft wird. Aufholbedarf zeigt sich z. B. bei der Implementierung eigener Legal Tech Verantwortlicher, wenn es um einen aktuellen Marktüberblick über Legal Tech Lösungen geht sowie bei Change-Management & People-Angelegenheiten.

Smartes Vertragsmanagement hat oberste Priorität

Mehr als die Hälfte der Rechtsabteilungen und Kanzleien setzen mittlerweile auf digitales Vertragsmanagement: Darunter rund 20 % auf eine Cloud-Software und etwa 33 % zumindest auf eine On-premises-Version. 40 % der Befragten legen für die kommenden zwölf Monate einen klaren Schwerpunkt auf die Einführung einer smarten Solution im Betrieb. Damit hat die digitale Vertragsverwaltung oberste Priorität bei den Teilneher:innen. Die größten Vorteile erwarten sich die Jurist:innen vom schnellen Finden von Dokumenten im Archiv (74 %), der Verwendung von Vorlagen (59 %), der Transparenz durch Versionierung und Historie (50 %), dem automatisierten Fristenmanagement (49 %) sowie den nachvollziehbaren Prüf-, Genehmigungs- und Freigabeprozessen (47 %).

„Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, wie stark die Relevanz der Digitalisierung in Rechtsabteilungen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Dieser Trend ist gekommen, um zu bleiben. Die smarte Vertragsverwaltungs-Software Contracts unterstützt Rechtsabteilungen bei der Digitalisierung ihres Vertragsmanagements. Dabei spielen individualisierbare Dokumentenvorlagen, eine semantische Volltextsuche, ein revisionssicheres Aktenarchiv und ein automatisiertes Fristenmanagement eine bedeutende Rolle“, betont Robin Schmeisser, Geschäftsführer der Fabasoft International Services GmbH.

Chancen & Trends

Als Hauptgrund für Widerstand gegen neue Technologien entpuppen sich einmal mehr organisatorische Fragen. Sei es das Fehlen einer Technologiestrategie oder Schwierigkeiten bei der Änderung von Arbeitsabläufen (je rd. 60 %), Mangelndes Wissen über vorhandene Technologien oder ein (vermeintlich) hinkender Kosten-Nutzen-Vergleich (je rd. die Hälfte), das Fehlen von adäquatem Personal und Kompetenz bzw. geeigneter Change-Management-Prozesse (je über 40 %). „Es zeigt sich erneut: Digitalisierung ist kein IT-, sondern ein Strategiethema“, so Sophie Martinetz.

Dabei ist digitales Arbeiten angekommen. Rund 60 % der Befragten möchten Legal Tech nicht mehr missen, während nur 4 % es weiter als gar nicht wichtig erachten, digital gestützt zu arbeiten. Durch den Einsatz von Legal Tech wird in erster Linie eine Steigerung der Effizienz erwartet (rd. 90 %), gefolgt von Zeitersparnis (rd. 84 %) und einer erheblichen Kostenreduktion (rd. 65 %). Immerhin die Hälfte rechnet auch mit einer Qualitätssteigerung. In den nächsten zwölf Monaten planen die meisten Rechtsabteilungen und Kanzleien zunächst ihre Schwerpunkte auf das Vertragsmanagement, die strategische Planung und Change Management sowie auf Daten-, Finanz- und Wissensmanagement zu setzen. Nachrangige Priorität wird dabei der Personalentwicklung und dem IT-Management eingeräumt.

Den Blick abschließend gen Zukunft gerichtet, werden in den nächsten drei Jahren nur von ca. 20 % der Befragten noch große Sprünge erwartet, der Großteil (über 60 %) rechnet fortan mit einer langsamen, wenn auch stetigen Entwicklung der Digitalisierung im Rechtsbereich.

Über das Legal Tech Barometer

Einmal jährlich erhebt Future-Law die Stimmungslage der österreichischen Rechtsbranche gemeinsam mit Partnern. Für das „Legal Tech Barometer 2022“ wurde die Anwält:innenschaft, Rechtsabteilungen und die öffentlichen Hand um ihre Einschätzung gebeten, wo die Chancen, Risiken, Herausforderungen und Trends für die Zukunft der österreichischen Rechtsbranche und ihr Unternehmen liegen. Befragungszeitraum 2022: Mai – Juni. Die mehr als 100 Teilnehmer:innen aller Altersstufen setzen sich zu ca. je einem Drittel aus Vertreter:innen von Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen eines Unternehmens sowie zu einem Drittel aus selbstständigen Anwält:innen, dem öffentlichen Bereich und sonstigen Interessierten zusammen. Rund zwei Drittel der Befragten sind in einer leitenden Funktion tätig.

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