Legal Tech Pressespiegel am 15.01.24
14. Januar 2024
In der neuesten Ausgabe unseres Legal Tech Pressespiegels beleuchten wir die vielschichtigen Entwicklungen an der Schnittstelle von Technologie und Recht. Tauchen Sie ein in die Geopolitik des Technologiekriegs zwischen den USA und China und deren Auswirkungen auf die Halbleiterindustrie. Erfahren Sie mehr über die Herausforderungen und Möglichkeiten der generativen KI, deren Einfluss auf das Urheberrecht, und erkunden Sie die neuesten Trends in der Justiz, die durch Künstliche Intelligenz geprägt sind. Mit aktuellen Analysen und Einblicken bieten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die dynamische Welt der Legal Tech.
Warum die USA den Technologiekrieg mit China verlieren
- Halbleiter als Kern des Wettbewerbs: Halbleiter, oder Computerchips, sind zentral für die wirtschaftliche und militärische Macht. China hat in diesem Bereich durch seine hohe Konzentration auf globale Elektronikproduktion signifikante Fortschritte gemacht.
- US-Beschränkungen: Die USA haben versucht, Chinas Zugang zu fortgeschrittenen Halbleitertechnologien zu beschränken. Ziel war es, Chinas militärische und wirtschaftliche Macht einzudämmen und gleichzeitig die heimische Halbleiterindustrie zu stärken.
- Strategische Logik und Herausforderungen: Die USA führen einen präventiven Wirtschaftskrieg, um China als Konkurrenten zu stoppen. Doch die Position amerikanischer Unternehmen in den globalen Wertschöpfungsketten (GVCs) für Halbleiter erschwert diesen Ansatz.
- Chinas Reaktion: China fördert aktiv die Entwicklung einer einheimischen Chipindustrie. Es hat umfangreiche Investitionen und Anreize für die heimische Technologieentwicklung bereitgestellt.
- Schwierigkeiten für die USA: Die USA stehen vor der Herausforderung, dass Geschäftsinteressen und nationale Sicherheit nicht immer übereinstimmen. Amerikanische Unternehmen suchen nach Wegen, Beschränkungen zu umgehen, um weiterhin auf dem chinesischen Markt tätig zu sein.
- Technologische Fortschritte in China: Trotz US-Sanktionen hat China bedeutende technologische Durchbrüche erzielt, insbesondere im Bereich der Halbleiterfertigung.
Sechs Schlüsselfragen zur Zukunft der generativen KI
Generative KI: Der Artikel von MIT Technology Review behandelt die Zukunft der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) und stellt sechs zentrale Fragen, die ihre Entwicklung und Anwendung beeinflussen werden.
- Verminderung des Bias-Problems: Trotz Bemühungen, wie dem Einsatz von synthetischen Datensätzen, bleibt die Voreingenommenheit (Bias) ein Hauptproblem der KI. OpenAI hat beispielsweise Techniken wie das „Reinforcement Learning from Human Feedback“ (RLHF) entwickelt, um die Bias in großen Language Models zu reduzieren.
- Auswirkungen auf das Urheberrecht: Rechtsstreitigkeiten gegen Unternehmen wie OpenAI und Microsoft zeigen, wie generative KI das Urheberrecht herausfordert. Die Zukunft dieser Technologie könnte die Regeln für die Nutzung von urheberrechtlich geschütztem Material neu definieren.
- Veränderung von Berufen: Generative KI-Modelle bedrohen nicht nur manuelle, sondern auch qualifizierte Berufe wie Datenanalysten, Ärzte und Anwälte. Trotzdem gibt es viele Aspekte beruflicher Tätigkeiten, die über die Fähigkeiten dieser Modelle hinausgehen.
- Möglichkeiten für Fehlinformationen: Die einfache Erstellung gefälschter Texte oder Bilder durch generative Modelle erhöht das Risiko von Desinformationskampagnen. Regulierungen und Technologien zur Erkennung von KI-generierten Inhalten stehen im Fokus.
- Bewältigung der Kosten: Die Entwicklung generativer KI birgt sowohl menschliche als auch ökologische Kosten. Themen wie die Arbeitsbedingungen für Datentagging und der hohe Energieverbrauch für das Training großer Modelle werden zunehmend diskutiert.
- Einfluss von Doomerism auf die Politikgestaltung: Die Besorgnis über die möglichen katastrophalen Folgen der KI beeinflusst die öffentliche Debatte und die politische Agenda. Die Fokussierung auf existenzielle Risiken könnte jedoch von dringenderen Problemen wie Bias, Arbeitsveränderungen und Desinformation ablenken.
Digitale Anwälte: Möglichkeiten und Grenzen
Einsatzbereich von Legal Techs: Legal Tech-Unternehmen bieten Verbrauchern rechtliche Unterstützung in klar definierten Fällen, wie Flugverspätungen, zu hohen Mieten oder Online-Glücksspielen. Diese Unternehmen nutzen Software, um Fälle effizient zu bearbeiten.
Geschäftsmodelle:
- Fluggasthelfer-Portale: Unternehmen wie EUClaim, Flightright oder Fairplane helfen bei der Durchsetzung von Entschädigungen für Flugverspätungen.
- Mietrecht: Conny unterstützt bei der Senkung zu hoher Mieten, basierend auf dem lokalen Mietpreisspiegel.
- Online-Casinos: Plattformen wie Rightnow oder Casinogeldzurueck.de helfen Nutzern, Verluste zurückzufordern.
- Verkehrsrecht: Dienste wie geblitzt.de und Myright bieten Unterstützung bei der Anfechtung von Knöllchen.
Vorteile für Verbraucher:
- Kein eigener Papierkram oder direkter Umgang mit Unternehmen.
- Keine Vorleistung erforderlich im Gegensatz zur Beauftragung eines Anwalts.
- Die Unternehmen arbeiten auf Provisionsbasis, wobei die Kosten bei Erfolg oft von der Gegenseite getragen werden.
Grenzen von Legal Techs:
- Fälle mit individueller Einschätzung werden in der Regel nicht übernommen.
- Legal Techs übernehmen meist nur „sichere“ Fälle.
- Verbraucher könnten theoretisch die Fälle selbst durchführen, um Provisionen zu vermeiden.
- Bei Nutzung von Legal Techs sollten Verbraucher ihre Ansprüche nicht parallel bei mehreren Anbietern einreichen, da dies rechtliche Probleme verursachen kann.
Legal Techs bieten eine niedrigschwellige Rechtshilfe für Verbraucher in klar definierten Bereichen. Sie erleichtern den Prozess und tragen das Kostenrisiko, aber ihre Dienste sind nicht für komplexere oder rechtlich unklare Fälle geeignet. Verbraucher sollten die Kosten und Bedingungen sorgfältig prüfen, bevor sie solche Dienste in Anspruch nehmen.
Künstliche Intelligenz in der Justiz: Chancen und Risiken
Einsatz von KI in der Justiz:
- In den USA wird KI bereits in Strafverfahren genutzt, um die Rückfallwahrscheinlichkeit von Straftätern zu bewerten.
- In Deutschland schreitet die Digitalisierung in der Justiz voran, mit Projekten wie KI-gestützten Richterassistenzen, die bereits in Entwicklung sind.
Anwendung in Rechtsanwaltskanzleien:
- Legal-Tech-Unternehmen nutzen KI für Fälle wie Fluggastrechte, Pkw-Diesel-Skandal und Mietpreisbremse.
- KI wird verwendet, um rechtliche Ansprüche zu ermitteln und diese an Rechtsanwälte weiterzuleiten.
Risiken von KI und Algorithmen:
- Risiko der Intransparenz in der Entscheidungsfindung, wenn diese nicht mehr durch Menschen, sondern durch KI erfolgt.
- Gefahr rassistischer Feedbackschleifen und Trainingsdaten-Bias.
Chancen von KI und Algorithmen:
- Potenzial für größere Objektivität in der Entscheidungsfindung, Reduzierung der Streubreite in Urteilen.
- Möglichkeit, regionale Straftraditionen und Abweichungen in der Strafzumessung zu verringern.
Fazit und Ausblick:
- KI sollte die Justiz unterstützen, aber die endgültige Entscheidung muss weiterhin beim Menschen liegen.
- Eine Grundgesetzänderung wäre für den alleinigen Einsatz von KI in der Rechtsprechung notwendig.
- Europa könnte mit geplanten Regelungen wie dem AI Act eine führende Rolle beim Einsatz von KI in der Justiz einnehmen.
KI in der Justiz bietet sowohl Chancen für Effizienz und Objektivität als auch Risiken in Bezug auf Intransparenz und ethische Bedenken. Die endgültige Entscheidungsgewalt sollte jedoch beim Menschen verbleiben, wobei Europa eine Vorreiterrolle in der Regulierung und Anwendung von KI in der Justiz spielen könnte.
Rückgang der aktiven Beteiligung in sozialen Medien
Verändertes Nutzerverhalten: Laut einem Artikel des Wall Street Journal posten immer weniger Menschen aktiv in sozialen Medien. Stattdessen bevorzugen sie ein passiveres Erlebnis.
Hauptgründe:
- Selektivität: Eine Studie von Morning Consult ergab, dass 61% der erwachsenen US-Nutzer selektiver geworden sind, was sie posten. Gründe sind der Mangel an Kontrolle über den gesehenen Inhalt und ein verstärkter Schutz der Privatsphäre.
- Nachlassender Spaß: Nutzer empfinden soziale Medien als weniger unterhaltsam. Diese „Lurker-Mentalität“ ist auf Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok verbreitet.
Qualitätsverfall: Laut Gartner sehen über die Hälfte der Nutzer einen Qualitätsrückgang in sozialen Medien, verursacht durch Fehlinformationen, Toxizität und Bot-Aktivitäten.
Reaktion der Unternehmen:
- Mehr private Nutzererlebnisse: Investitionen in sichere und private Interaktionen wie Messaging.
- Ermutigung zu Postings in kleinerem Kreis: Beispielsweise durch die Erweiterung der „Close Friends“-Funktion auf Instagram.
- Verbesserungen bei Empfehlungen und Feed-Optionen: Meta reagierte mit Verbesserungen, um Nutzerbeschwerden zu adressieren, z.B. mit einem Snooze-Button für empfohlene Posts.
Verschiebung des Teilens: Adam Mosseri, der Leiter von Instagram, betont, dass die Nutzer nicht weniger, sondern anders teilen – mehr über Stories und Nachrichten, auch Fotos und Videos.
Prognose von Gartner: Schätzt, dass 50% der Nutzer in den nächsten zwei Jahren soziale Medien entweder verlassen oder ihre Interaktionen deutlich einschränken werden.
Legal-Tech-Startup Robin AI sichert sich 26 Millionen Dollar Finanzierung
- Robin AI: Ein Legal-Tech-Startup, das 2019 von Richard Robinson, einem Anwalt bei Clifford Chance, und James Clough, einem Wissenschaftler für maschinelles Lernen am Imperial College, gegründet wurde.
- Finanzierung: Das Unternehmen sicherte sich 26 Millionen US-Dollar in einer Serie-B-Finanzierungsrunde, angeführt von Temasek, einer führenden singapurischen Investmentgesellschaft.
- Hauptprodukt: Ein Microsoft Word-Add-on, das generative KI nutzt, um den Vertragsentwurfs- und Verhandlungsprozess zu rationalisieren.
- Technologie: Kombination des Claude LLM (Sprachmodell) von Anthropic mit proprietären Daten, optimiert vom internen Juristenteam für hohe Genauigkeit.
- Kundenwachstum: Vervierfachung der Kundenzahl innerhalb eines Jahres, darunter namhafte Kunden wie Pepsico und PwC.
- Zukunftsvision: Ziel ist es, die KI-Plattform der Wahl für den Rechtssektor zu werden, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Anwaltskanzleien zu schaffen und den Zugang zu Rechtsdienstleistungen zu erleichtern.
Robin AI hat mit seiner innovativen KI-gesteuerten Plattform für den Rechtssektor eine bedeutende Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Mit seiner Vision, den Rechtssektor durch KI zu revolutionieren, strebt das Unternehmen an, Rechtsprozesse effizienter und zugänglicher zu machen.
Agiloft führt neue KI-Funktion für schnellere Vertragsverhandlungen ein
- Agiloft, ein Anbieter von Vertragslebenszyklusmanagement, hat eine neue KI-Funktion vorgestellt, die Änderungsvorschläge für Vertragsklauseln generiert, um Verhandlungsprozesse zu beschleunigen.
- Die Funktion, integriert in Microsoft Word, zielt darauf ab, Verhandlungen für Anwälte oder Vertragsmanager zu erleichtern.
- Sie baut auf der letzten August eingeführten KI-Plattform von Agiloft auf und adressiert den zeitaufwändigen Prozess des Redlining.
- Die KI-gestützte Vertragsassistenz ermöglicht es, Schlüsselbegriffe automatisch zu markieren und Klauseln, wie Force Majeure, gegen Standardklauseln abzugleichen.
- Die neue Funktion schlägt Änderungen vor, um Klauseln besser auszurichten, wie z.B. das Hinzufügen von Pandemien zu Force Majeure-Klauseln.
- Andy Wishart, Chief Product Officer bei Agiloft, betont, dass die generative KI dabei hilft, den Verhandlungsprozess zu beschleunigen, während die Nutzer weiterhin die Kontrolle behalten.
- Die Lösung verwendet ein feinabgestimmtes OpenAI GPT 3.5 Modell, mit der Möglichkeit, andere Modelle wie GPT 4 oder Claude in Zukunft zu integrieren.
- Agiloft plant, ausgewählten Kunden in den nächsten Wochen frühen Zugang zu gewähren, um Feedback zu sammeln und Anpassungen vorzunehmen.
LexCheck startet DealDesk für Vertragsdienstleistungen
- LexCheck, eine Plattform für Vertragsprüfung und -intelligenz, hat LexCheck DealDesk eingeführt, eine neue Dienstleistung für Vertragsverhandlungen.
- Das Angebot kombiniert die Expertise von Vertragsanwälten mit der Technologielösung von LexCheck, um umfassende Verhandlungsdienste anzubieten.
- DealDesk zielt darauf ab, großen Organisationen bei der Verwaltung von Vertragsüberhängen in Spitzenzeiten zu helfen und kleineren Organisationen kostengünstigere Vertragsverhandlungen zu ermöglichen.
- Gary Sangha, CEO und Gründer von LexCheck, betont die Kombination von KI-Fähigkeiten und menschlichem Fachwissen, um Geschäftsabschlüsse schneller abzuschließen.
- DealDesk bietet umfassende Verhandlungsdienstleistungen für Verträge, einschließlich Geheimhaltungsvereinbarungen, SaaS-Vereinbarungen und Master Service Agreements.