WIENER ZEITUNG: Roboter-Revolution: Der erste Chat-Bot im Gerichtsaal
von Sophie Martinetz
Presse: Wiener Zeitung
Magazin: Wiener Zeitung
3. Februar 2023
Das disruptive Potenzial von Legal-Tech-Start-ups wurde in den letzten Jahren sowohl von Jurist:innen als auch von Technikern heiß diskutiert. Ein solches Start-up ist „Do-NotPay“, das Sophie Martinetz kürzlich im Wiener Zeitung vorgestellt hat.
Das Besondere: Das Unternehmen, das hinter der weltweit ersten robotergestützten Plattform für Rechtshilfe steht, hat zuletzt angekündigt, ein Chatbot-Programm mit künstlicher Intelligenz in einem US-Gerichtssaal einsetzen zu wollen.
Eine deutsche Umfrage zeigt, dass 70 Prozent aller Verbraucher ihre Rechte nicht geltend machen oder gar rechtliche Schritte einleiten, wenn es ein Problem mit einer Dienstleistung gibt. Der Aufwand und die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, erscheinen für vielen einfach zu mühselig. Genau an diese Problematik knüpft Do-NotPay an: Das englische Legal-Tech-Unternehmen hilft seit rund zehn Jahren Menschen mit ungerechtfertigten Strafzetteln in Großbritannien, diese rasch und gesetzeskonform zu annullieren.
Das geschieht mithilfe eines digitalen, regelbasierten Katalogs – also mit einem Chatbot. Dieser fragt nach individuellen Kriterien und gibt dann eine Empfehlung ab, ob es sich lohnt, gegen das Ticket Einspruch zu erheben.
Diese Pionierarbeit könnte Do-NotPay nun zu einem wichtigen Durchbruch verhelfen: Zum ersten Mal soll ein Chat-Bot mit künstlicher Intelligenz in einem US-Gerichtssaal eingesetzt werden. Dank des von ihm verwalteten Mikrofons ist der Chat-Bot in der Lage, jedes Wort im Gerichtssaal zu hören und kann den Beteiligten Antworten direkt ins Ohr „flüstern“.
Kurz vor dem erwarteten Verhandlungstag zog Joshua Browder, CEO von DoNotPay, jedoch überraschend den gesamten Plan zurück und verschob ihn. Was ihn dazu gezwungen hat seine Pläne auf Eis zu legen erörtert Sophie Martinetz in folgenden Gastbeitrag in der Wiener Zeitung.