Was bringt der Herbst den Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten?

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In ihrem Gastkommentar in der Wiener Zeitung gibt Sophie Martinetz Einblicke in die Covid-19-Umfrage von Future-Law, LexisNexis und Advokat.

Eines ist jedenfalls klar: Das Homeoffice schafft Bewusstsein für die Relevanz von Legal Tech. Das hat die aktuelle Covid-19-Umfrage unter anderem gezeigt, die Future-Law, LexisNexis und Advokat durchgeführt haben.

Auch Monate nach Ausbruch der Corona-Krise spüren demnach noch immer mehr als 50 Prozent der Kanzleien die Auswirkungen der Pandemie zumindest intensiv, und die Homeoffice-Situation, für viele eine Herausforderung, zwingt zum Umdenken. So geben mehr als 80 Prozent der Befragten an, dass die Nutzung von Legal Tech zunehmen wird. 65 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen wollen noch im Jahr 2020 zumindest ein neues Legal-Tech-Tool implementieren.

Interessant ist, dass mehr als 40 Prozent angeben, zumindest einen Teil der Belegschaft künftig dauerhaft im Homeoffice beschäftigen zu wollen. Das macht auch Sinn, denn obwohl Angestellte die Heimarbeit als zusätzlichen Stressfaktor empfinden, geben sie auch an, dennoch produktiver zu sein als am Arbeitsplatz.

Diese Produktivitätssteigerung kommt aufgrund der verbesserten Zugriffsmodalitäten der Unterlagen zustande. Für alle anderen ist ein barrierefreier Zugriff auf arbeitsrelevante Dokumente eines der Hauptanliegen. Neue, digitale Führungskompetenzen, die gerade in Expertinnenorganisationen oft fehlen, sind jedenfalls gefragt: Besonders schwer fallen Anwältinnen und Anwälten Aufgaben organisatorischer Natur und vertriebliche Tätigkeiten im Homeoffice.

Vor der Corona-Krise war Homeoffice immer ein potenzieller Karriere-Stopper. Nun gaben fast 60 Prozent der Befragten an, dass sie keine Bedenken haben, dass sich längere Homeoffice-Zeiten negativ auf ihre Karrierechancen auswirken. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, denn gute Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten zu Hause und im Büro gut. Und schlechte überall schlecht – aber im Homeoffice lässt sich das schlechter durch internes Netzwerken oder Ähnliches verbergen.

Wie weit ist die Digitalisierung bereits fortgeschritten? 60 Prozent der Befragten haben seit 2018 schon Legal-Tech-Projekte umgesetzt, ein Drittel von diesen sogar vier oder mehr Projekte. Und die Aussicht ist vielversprechend: Lediglich 35 Prozent gaben an, 2020 kein neues Legal-Tech-Projekt mehr implementieren zu wollen. Nur 18 Prozent der Teilnehmer meinten, kein Budget für neue Legal-Tech-Software zur Verfügung zu haben. Allerdings ist die Auswahl von neuen (Legal-)Tech-Tools immer noch eine Herausforderung.

Nicht überraschend gibt es einen starken Anstieg im Bereich Arbeits-und Insolvenzrecht: Im Mai sahen fast 40 Prozent einen Anstieg an Anfragen. Im Gegensatz dazu vermerkten allerdings 32 Prozent einen Einbruch der Nachfrage. Eine Rückkehr in den Pre-Corona-Arbeitsalltag erwarten sich die Befragten frühestens 2021.

Die Umfrage zeigt, wie heterogen die Branche ist, und dass die Covid-19-Krise ganz unterschiedlich erlebt wird. Ob Homeoffice der große Trend in der Juristerei wird, werden wir in der Zukunft sehen.

Sophie Martinetz ist Gründerin und Leiterin von Future-Law, einer unabhängigen Plattform für Legal Tech.

Dieser Beitrag von Sophie Martinetz erschien in der Wiener Zeitung. Lesen Sie Ihn hier nach.

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