Legal Tech: Trends, Erfolgsfaktoren und Chancen für 2025: Birgitta Winkler im Interview
30. Dezember 2024
Birgitta Winkler Rechtsanwältin und Legal-Tech-Vorreiterin, erklärt, welche Trends 2025 die Branche prägen: Hyperautomatisierung, Smart Contracts und nutzerzentriertes Legal Design. Doch wie schafft man den Spagat zwischen Innovation und Tradition? „Technologie ist nur so gut wie die Menschen, die sie nutzen.“ Ein Blick auf Erfolgsfaktoren, Chancen und praktische Tipps für den Einstieg ins Legal Tech.
Welches Legal Tech Thema bestimmte 2024?
Das Jahr 2024 stand eindeutig im Zeichen der KI-gestützten Automatisierung. Die rasante Entwicklung von Technologien wie Generative AI (z. B. GPT-Systeme) hat den juristischen Alltag verändert.
Kanzleien und Rechtsabteilungen setzten verstärkt auf KI zur Analyse von Verträgen, zur automatisierten Dokumentenerstellung und für juristische Recherchen. Besonders im Fokus: die Integration solcher Tools in bestehende Systeme wie Dokumentenmanagement- oder Case-Management-Systeme.
Die Debatte um ethische und datenschutzrechtliche Aspekte von KI-Anwendungen prägte ebenfalls das Jahr. Viele Kanzleien mussten sich mit der Frage auseinandersetzen, wie diese Innovationen sicher und regelkonform eingesetzt werden können.
Was sind die Top 3 Legal Tech Trends in 2025?
2025 erwarten wir eine Weiterentwicklung in folgenden Bereichen:
- Hyperautomatisierung in der Rechtsbranche:
Prozesse, die bisher manuell waren, werden zunehmend durch Workflow-Automatisierungstools ersetzt. Intelligente Softwarelösungen übernehmen komplexe Routineaufgaben, wie z. B. Fristenmanagement, mit höherer Effizienz. - Blockchain und Smart Contracts
Blockchain-Technologie wird nicht nur für Finanztransaktionen relevant, sondern auch für die Erstellung und Verwaltung von Smart Contracts. Diese selbst ausführenden Verträge könnten insbesondere im internationalen Handelsrecht und bei M&A-Transaktionen eine größere Rolle spielen. - Legal Design und Nutzerzentrierung
Legal Tech geht 2025 einen Schritt weiter, indem es sich stärker auf die Bedürfnisse der Endnutzer konzentriert. Durch Legal Design Thinking entstehen digitale Plattformen und Tools, die verständlich, benutzerfreundlich und effizient sind – für Mandant:innen ebenso wie für Jurist:innen.
Change Management: Was bringt echte Erfolge?
Change Management bleibt eine Herausforderung – gerade in der konservativen Rechtsbranche. Aber es gibt Erfolgsfaktoren, die den Unterschied machen:
- Klare Kommunikation und Vision: Mitarbeiter:innen müssen verstehen, warum der Wandel notwendig ist und wie er ihren Arbeitsalltag erleichtert. Klare Botschaften und greifbare Ziele sind entscheidend.
- Einbindung der Teams: Die besten Ergebnisse erzielen Kanzleien und Rechtsabteilungen, wenn sie ihre Teams von Anfang an in den Prozess einbinden. Workshops oder Pilotprojekte schaffen Vertrauen in neue Technologien.
- Schrittweises Vorgehen: Statt alles auf einmal zu ändern, ist ein iterativer Ansatz oft zielführender. Kleine Erfolge motivieren und erleichtern den Übergang.
- Schulungen und Unterstützung: Regelmäßige Schulungen und ein leicht zugänglicher Support sorgen dafür, dass Mitarbeiter:innen mit neuen Tools sicher umgehen können.
Wo kann man mit Legal Tech schnell starten?
Für Kanzleien, die 2025 in Legal Tech einsteigen wollen, bieten sich folgende Quick Wins an:
- Vertragsautomatisierung: Tools ermöglichen hier eine schnelle Digitalisierung und Automatisierung von Standardverträgen. Dies reduziert Fehler und spart Zeit.
- Zeiterfassung und Abrechnung: Automatisierte Zeiterfassungssysteme oder Legal-Billing-Tools können schnell implementiert werden und schaffen direkte Effizienzgewinne.
- Compliance-Management: Insbesondere in regulierten Branchen sind Compliance-Tools ein einfacher Einstieg, der sofort Mehrwert schafft. Sie helfen, Risiken zu minimieren und den Überblick über regulatorische Anforderungen zu behalten.
Fazit
- Legal Tech bleibt ein dynamisches Feld mit großen Chancen – für Kanzleien, die frühzeitig auf den Zug aufspringen, und für diejenigen, die 2025 neu einsteigen wollen.
- Entscheidend ist ein strategischer Ansatz: Wo wollen wir hin, und wie nehmen wir alle Beteiligten mit?
- Die Kombination aus innovativen Technologien und einer klaren Change-Strategie wird den Unterschied machen.

Mag. Birgitta Winkler LL.M. ist selbständige Rechtsanwältin, eingetragene Mediatorin und Lektorin an der FH Kärnten sowie Vorsitzende des Arbeitskreises IT & Digitalisierung des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages (ÖRAK). Durch die Vorteile der Digitalisierung ist es ihr möglich, ihre Kanzlei zu fast 100% digital zu führen.