Zwischen Tradition und Innovation – Interview mit Sophie Martinetz zur Legal Tech Konferenz

Lesezeit: 3 Minuten
mit Sophie Martinetz


Ein Beitrag von Future-Law

Future-Law: Frau Martinetz, als Organisatorin der kommenden Legal Tech Konferenz stehen Sie vor der Entscheidung, welche Schwerpunkte Sie wählen. Welche Fragen beschäftigen Sie dahingehend bei der Planung?

Sophie Martinetz: Die zentrale Frage ist tatsächlich, ob wir uns primär auf die Technologie selbst konzentrieren oder eher auf konkrete Anwendungsfälle. Aus unserem Future-Law Legal Tech Barometer tendiere ich stark zum Fokus auf die Anwendungsfälle, da wir hier den größten Mehrwert sehen. Natürlich erklären Legal Tech Anbieter und Start-Ups auch heuer gerne z.B. die Basics der KI-Technologie, aber Ende 2025 wird das schon auch ein bisschen als Vorwissen vorausgesetzt.

Future-Law: Welche Ergebnisse hat Ihre Umfrage für die LTK noch geliefert?

Sophie Martinetz: Wir haben eine große Bandbreite festgestellt. So kannten viele Teilnehmer:innen Begriffe wie „Prompting“ nicht, während andere bereits als Pioniere im Bereich Legal Tech aktiv sind. Diese Kluft überbrücken zu müssen, macht die Programmgestaltung für die LTK auch heuer wieder herausfordernd.

Future-Law: Welche thematischen Schwerpunkte planen Sie?

Sophie Martinetz: Einerseits domänenspezifische Inhalte, beispielsweise Tech & KI im Arbeitsrecht, in Litigation oder in anderen Rechtsbereichen. Inhaltlich setzen wir traditionell darauf aufzuzeigen, wie Technologie und KI konkreten Mehrwert in der Kanzlei oder Rechtsabteilung schaffen können; durch Effizienzsteigerung, aber auch durch neue Geschäftsmodelle.

Future-Law: Apropos Geschäftsmodell: Sehen Sie besondere Herausforderungen für die Rechtsbranche bei der Digitalisierung?

Sophie Martinetz: Absolut. Der Kern des Problems ist, dass die juristische Branche seit Jahrzehnten auf dem Modell der verrechenbaren Stunde basiert. Wenn nun KI die Effizienz steigert und Arbeit beschleunigt, entsteht ein fundamentaler Konflikt: Wie bewertet und bepreist man den Einsatz von KI, wenn gleichzeitig nach Stunden abgerechnet wird? Wie beurteilt man die Leistung von JuristInnen mit oder ohne KI? Wie verändert sich die Arbeitsteilung zwischen Anwält:innen und Klient:in? Diese Spannung erzeugt bei vielen Jurist:innen nachvollziehbare Ängste. Die große Frage lautet: Wie können wir die verrechenbare Stunde mit dem Effizienzcharakter moderner Technologien in Einklang bringen?

Future-Law: Das klingt nach einem grundlegenden Wandel …

Sophie Martinetz: Es geht wirklich ans Eingemachte. Wir müssen über neue Geschäfts- und Preismodelle nachdenken. Die Branche steht vor einem tiefgreifenden Umbruch, und auf der Konferenz möchten wir genau diese Diskussion anstoßen – zwischen Tradition und Innovation einen zukunftsfähigen Weg für die Rechtsbranche zu finden.


Über Sophie Martinetz: 

Sie kennt die Bedürfnisse, Chancen, Risiken und Zukunftsherausforderungen der Rechtsbranche wie keine Zweite. Dafür wurde Sie 2021 als Brutkasten-Innovator of the Year nominiert, als Women of Legal Tech 2020 ausgezeichnet und gewann im selben Jahr auch noch den European Tech Women Award. Nach einer internationalen Karriere in Berlin und London kehrte die ausgebildete Juristin mit 15 Jahren Erfahrung im internationalen Management und Expertise in Digitalisierung nach Wien zurück und gründete 2017 Future-Law.

Sophie Martinetz
Jahres Corporate Partner

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