Generative KI im „Tal der tränen“?– Warum das gut ist…
21. Oktober 2025
Sophie Martinetz, Managing Partner Future-Law
Nach der Euphorie kommt die Ernüchterung: Laut dem aktuellen Gartner Hype Cycle befindet sich Generative KI (GenAI) nun im „Trough of Disillusionment“. Unternehmen beginnen, die realen Grenzen und den tatsächlichen Nutzen dieser Technologie zu verstehen. Während 2024 durchschnittlich fast zwei Millionen Dollar in GenAI investiert wurden, zeigen sich die Erträge bislang überschaubar – weniger als ein Drittel der CEOs ist mit dem Return on Investment zufrieden. Das ist kein Zufall: Viele Organisationen kämpfen mit unrealistischen Erwartungen, unzureichender Datenbasis und fehlender Kompetenz im Umgang mit generativer KI.
Diese Phase markiert jedoch einen wichtigen Reifeschritt. Reife Unternehmen beginnen, ihre KI-Strategien zu professionalisieren. Statt GenAI als Selbstzweck zu sehen, verlagert sich der Fokus auf stabile Grundlagen wie AI Engineering, ModelOps und AI-ready Data. Diese Technologien bilden das Rückgrat einer nachhaltigen KI-Architektur – sie schaffen Struktur, Governance und Skalierbarkeit. Nur wer über saubere, validierte Daten verfügt und Modelle konsequent operationalisiert, wird langfristig Mehrwert aus KI generieren können.
Gleichzeitig entstehen neue Schwerpunkte: AI Agents – autonome Softwareeinheiten – versprechen Effizienzgewinne, werfen aber Sicherheits- und Vertrauensfragen auf. Auch AI-native Softwareentwicklung wird Realität: Entwicklerinnen und Entwickler nutzen KI zunehmend für Code, Tests und Qualitätssicherung, müssen aber Risiken wie Halluzinationen oder Bias aktiv managen.
Das „Tal der Enttäuschungen“ ist daher kein Rückschritt, sondern ein Reifeprozess. Wer jetzt in Governance, Datenqualität und Kompetenzen investiert, legt das Fundament für die nächste Phase – die „Plateau of Productivity“. Dort wird KI nicht mehr als Hype, sondern als integraler Bestandteil moderner Unternehmensführung verstanden.
Future-Law Insight: Juristische und regulatorische Expertise wird in dieser Phase entscheidend. Denn nur wer Compliance, Haftung und Governance intelligent verbindet, kann KI sicher und produktiv in Organisationen verankern.
Was sehen wir in der täglichen Arbeit? Konklusion für Rechtsabteilungen und unsere Arbeit bei Future-Law
Was wir in unserer täglichen Arbeit mit Rechtsabteilungen sehen, bestätigt den Gartner-Trend: Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist kein IT-Thema – es ist ein strategisches Zukunftsthema. Viele Legal Teams stehen vor denselben Herausforderungen: fehlende Datenqualität, unzureichendes Know-how und schlichtweg zu wenig Zeit, um sich strukturiert mit KI auseinanderzusetzen. Die Diskussion konzentriert sich zu oft auf Tools, statt auf die zugrunde liegenden Prozesse, Datenstrukturen und Verantwortlichkeiten.
Gerade im Rechtsbereich zeigt sich: Ohne qualitativ hochwertige, konsistente und rechtssichere Daten ist keine nachhaltige Automatisierung möglich. KI kann nur so intelligent sein wie die Daten, auf denen sie basiert. Gleichzeitig braucht es juristisches Verständnis dafür, wo und wie KI rechtlich, ethisch und organisatorisch sinnvoll eingesetzt werden kann.
Future-Law begleitet Organisationen genau an dieser Schnittstelle. Wir bringen juristisches Denken, Governance-Kompetenz und technisches Verständnis zusammen, um KI-Strategien zu entwickeln, die über Pilotprojekte hinausgehen. Dabei sehen wir, dass viele noch immer unterschätzen, wie tief KI in die Kernlogik rechtlicher Arbeit eingreifen wird – vom Wissensmanagement über Vertragsanalysen bis hin zur Entscheidungsunterstützung.
Unsere zentrale Beobachtung: Wissen ist noch immer Macht. Wer heute beginnt, Wissen in strukturierter, digital nutzbarer Form aufzubauen, wird morgen die Kontrolle über KI-Anwendungen und ihre Ergebnisse behalten. Für Rechtsabteilungen bedeutet das: jetzt handeln, strategisch denken und die eigene Wissensinfrastruktur aktiv gestalten – bevor andere es für sie tun.
Sophie Martinetz, MP Future-Law
s.martinetz@future-law.at, 06649747272