Legal Tech Mythen entschlüsselt 

Die Zeiten, in denen ein Jusstudium ausschließlich eine Laufbahn als Rechtsanwalt & Rechtsanwältin vor Gericht vorsah, sind längst vorüber. Noch vor einigen Jahren beschränkten sich die angebotenen Möglichkeiten primär auf Anwaltschaft, Justiz und den öffentlichen Dienst. Im Laufe der Zeit hat sich der Beruf von Jurist:innen jedoch gewandelt, und der heutige Rechtsbeistand nimmt, auch aufgrund von Legal Tech, eine vielfältige Rolle ein. 

Allerdings sind mit dem Thema Legal Tech auch viele Sorgen, Vorurteile und Dogmen verbunden. Viele davon entwickeln sich zu Mythen. Im Folgenden möchten wir klären, welche dieser Mythen wahr sind und welche ins Reich der Märchen verwiesen werden können. 

Mythos: Legal Tech führt zu Jobverlusten 

Traditionelle Tätigkeiten wie das Transkribieren von Diktaten oder das Verwalten von physischen Akten sind längst überholt und teilweise eine Vergeudung wertvoller Talente in den Kanzleien und Rechtsabteilungen. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, diese Stellen zu besetzen, weil kaum jemand sie übernehmen will. 

Legal Tech kann die manuellen die Aufgaben reduzieren, und gleichzeitig neue Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen. Zu den neuen Aufgaben gehören beispielsweise die Planung von (neuen) Prozessen, die strukturierte Datenaufbereitung und -analyse, die laufende Betreuung von digitalen juristischen Plattformen sowie die Verfügungstellung von Tools für die Rechtsberatung und -analyse. Darüber hinaus ergeben sich für Jurist:innen Möglichkeiten in den Bereichen mit Schnittstellen zu IT, Datenschutz und Cyber-Sicherheit. Zur besseren Veranschaulichung erläutern wir einige dieser neuen Positionen im Detail. 

Legal Operations Manager 

Das Leiten einer Rechtsabteilung erfordert Fingerspitzengefühl und ein Auge fürs Detail. Denn die Aufgabe besteht darin, die Leistung des internen Rechtsteams zu maximieren und gleichzeitig die Geschäftsführung zu beraten und Bericht zu erstatten. Dabei ist es wichtig, Zeit und Budget effizient zu nutzen und neue Legal Technologien sowie Dienstleister optimal einzusetzen. Legal Operations ManagerInnen unterstützen die Rechtsabteilung genau in diesen Aufgaben, indem sie die Erbringung der rechtlichen Expertise durch Tools unterstützen. Diese Arbeit ist äußerst lohnend, da sie die Möglichkeit bietet, als Vermittler zwischen verschiedenen Abteilungen wie Finanzen, Personal und IT kostbare interdisziplinäre Kompetenzen auszuspielen. Gerade für kleinere Rechtsabteilungen kann hier eine extra Ressource einen besonderen Hebel im Unternehmen schaffen. 

Legal Solutions Architect  

Diese Aufgabe umfasst die Bereitstellung innovativer Lösungen für eine Anwaltskanzlei zur Verbesserung ihrer Effizienz und Leistung. Dazu benötigt es ein umfassendes Verständnis dafür, wie Geschäft und Arbeitsabläufe mit Technologie und Management durch eine Partnerschaft verflochten sind. Dies ist die Grundlage dafür, die besten Entscheidungen für die Kanzlei zu treffen, wenn es um Systeme und Prozesse geht. Diese Rolle geht jedoch über die Bereitstellung technischer Optionen, also klassische IT, hinaus. Vielmehr muss dafür gesorgt werden, dass alle implementierten Systeme kanzleiintern und den Klientinnen letztendlich ein besseres Erlebnis und finanziellen Mehrwert bieten. 

Data Analyst:innen 

Namhafte Unternehmen nutzen bereits künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um Portfolioanalysen und Risikomanagement vorherzusagen. Für Anwaltskanzleien ist das Thema Risikomanagement ihrer Klient:innen und auch das eigene Business Development ein idealer Anwendungsbereich. Dabei spielen Datenanalyst:innen mit fundierten juristischen Kenntnissen eine wesentliche Rolle. Für diese Expert:innen bietet dies eine hervorragende Gelegenheit, ihre im Jusstudium erworbenen analytischen Fähigkeiten bei der Überprüfung und Interpretation von Datentrends und -mustern in realen Fällen einzusetzen. 

Compliance Manager:innen 

Absolvent:innen eines Jurastudiums bringen naturgemäß Fähigkeiten wie effektive Kommunikation, Problemlösung und Rechtskunde mit sich. Eine spannende Position, die durch den Einsatz von (Legal) Technologie besonders interessant und effizient wird. Denn um sicherzustellen, dass das Unternehmen alle relevanten gesetzlichen Vorschriften einhält, sind strukturierte Daten und Abläufe eine ideale Grundlage. Da sich Compliance-Manager:innen über die neuesten Gesetze und Vorschriften auf dem Laufenden halten und die Stakeholder über potenzielle Risiken beraten, um ein ethisches Unternehmensumfeld zu schaffen, ist es essenziell gerade im Bereich “Policies” und Recherche ausreichend technische Unterstützung zu nutzen. 

Legal Tech gefährdet Arbeitsplätze? Mythos widerlegt!  

Jeden Tag werden in dieser Branche neue Arbeitsplätze geschaffen und bieten Potenzial für Wachstum und Fortschritt. Dadurch entstehen für Rechtsexpert:innen noch vielfältigere Karrieremöglichkeiten. Durch die Spezialisierung auf neue Aufgabenbereiche können sie so ihre individuellen Talente noch gezielter und gewinnbringender einsetzen.  

Auch Assistent:innen übernehmen immer anspruchsvollere Aufgaben. Sie widmen sich Tätigkeiten, die auch verrechenbar und dadurch rentabler sind. Gezielt eingesetztes Legal Tech befreit das Back-Office von lästigen und repetitiven Routinearbeiten wie der Terminverwaltung oder dem Bearbeiten von Geschäftsunterlagen. Dadurch werden Fehlerquellen minimiert und Assistent:innen können wirkungsvoller als Bindeglied zwischen Jurist:innen, Mandant:innen und der Führungsebene agieren.  

Die Verbindung von Recht und Technologie bietet besonders jungen Jurist:innen, die gerade ins Berufsleben starten, eine Vielzahl von Karrieremöglichkeiten. Sie können sich entscheiden, in traditionellen juristischen Berufen zu arbeiten, oder sich auf die wachsenden Schnittstellen zwischen Recht und Technologie spezialisieren. Damit gewinnen sie die Chance, aktiv an der Gestaltung...