No-Code? Kein Problem! Entwicklung von Legal-Tech-Tools auf einer No-Code-Plattform  

Lesezeit: 4 Minuten


Ein Erfahrungsbericht von Christina Sailer 

Im Rahmen des Fachseminars Legal Technology an der Wirtschaftsuniversität Wien wurde uns die No-Code-Plattform UNOY vorgestellt, auf der wir im weiteren Verlauf des Seminars ein Legal-Tech-Tool erstellen konnten. 

No-Code-Plattformen eignen sich zur Entwicklung von Programmen, ohne dass eine Programmiersprache beherrscht werden muss. Programme werden durch Zusammenfügen von einzelnen Bausteinen erstellt, die von der No-Code-Plattform angeboten werden. Auf diese Weise haben Fachexperten die Möglichkeit, Programme zu erstellen, ohne einen Software-Entwickler konsultieren zu müssen.

Projektvorstellung: BauChecks

Mein Projekt war die Entwicklung des „BauChecks“, einem Legal-Tech-Tool, mit dem geprüft werden kann, ob ein Bauvorhaben nach der Wiener Bauordnung anzeigepflichtig, bewilligungspflichtig oder frei realisierbar ist. Zielgruppe des Programms sind Bauwerber, die schnell und einfach eine Ersteinschätzung zu ihrem geplanten Bauvorhaben erhalten möchten.  

Herausforderungen der Wiener Bauordnung 

Wer bereits mit der Wiener Bauordnung gearbeitet hat, weiß, dass die Bestimmungen über die bewilligungspflichtigen, anzeigepflichtigen und freien Bauvorhaben (§§ 60 bis 62a Wr BaO) lange Aufzählungen von Einzelfällen sowie Verweise und Rückverweise enthalten. Auf den ersten Blick wirkt es daher, als ob nur durch ein mühsames Zusammenlesen der Bestimmungen für jeden individuellen Fall eine Lösung gefunden werden könne und es keinen systematischen Weg durch die Bestimmungen gäbe, der in einem Programm abgebildet werden könnte. 

Planung und Entwicklung des Legal-Tech-Tools 

Durch ein intensives Auseinandersetzen mit den Bestimmungen der Wiener Bauordnung gelang es, eine geeignete Reihenfolge der Prüfschritte zu finden, sodass der Anwender bei der Prüfung seines Bauvorhabens keinen redundanten Fragen ausgesetzt wird. Ein Großteil der Zeit, die ich für die Erstellung des Legal-Tech-Tools aufgewandt habe, ist in die Planung des Legal-Tech-Tools geflossen. Denn es empfiehlt sich, erst mit der Erstellung des Legal-Tech-Tools auf der No-Code-Plattform zu beginnen, sobald man den geplanten Ablauf des Programms in einem Flussdiagramm graphisch dargestellt hat. Auf diese Weise können die einzelnen Abfragen sinnvoll geplant werden und sie müssen anschließend nur noch auf der No-Code-Plattform eingegeben werden.

Während ein Ändern der Reihenfolge im Flussdiagramm noch einfach möglich ist, empfand ich Änderungen auf der No-Code-Plattform als mühsam, weil ein einfaches Verschieben der Bausteine nicht möglich war. Eine gute Planung des Programms erleichtert die spätere Erstellung des Programmes auf der No-Code-Plattform um vieles und lohnt sich daher sehr. 

Optimierung der User-Experience

Bei der Erstellung des Programms sollte stets auch die User-Experience im Auge behalten werden. Die einzelnen Seiten sollten nur so viel Text und Auswahlmöglichkeiten enthalten, dass der Anwender davon nicht erschlagen wird. Dabei sollte jedoch auch nicht die Anzahl der Seiten erheblich erhöht werden, durch die sich der Anwender durchklicken muss. 

Die Struktur der Wiener Bauordnung verlangt die Abfrage vieler Einzelfälle. Um dennoch dem Aspekt der User Experience gerecht werden zu können, habe ich übergeordnete Kategorien gebildet und auf diese Weise die Liste um über die Hälfte reduzieren können. An einigen Stellen wurden Textfelder eingefügt, in denen Begriffe möglichst einfach erklärt werden, die für eine präzise Auswahl durch den Anwender notwendig sind. Auf Verweise auf einschlägige Literatur und Judikatur wurde aufgrund der Zielgruppendefinition bewusst verzichtet. Derartige Lösungen können dabei helfen, den Anwender angenehm durch das Programm zu führen. 

Fazit und Ausblick 

Mithilfe der No-Code-Plattform UNOY war es möglich, auf einfache Weise ein Legal-Tech-Tool zu entwickeln, das es den Anwendern ermöglicht, durch die Beantwortung vordefinierter Auswahlmöglichkeiten eine erste Einschätzung darüber zu erhalten, ob ihr Bauvorhaben nach der Wiener Bauordnung anzeigepflichtig, bewilligungspflichtig oder frei realisierbar ist.

Zwar ist man bei der Erstellung auf die Funktionen und Designs beschränkt, die die No-Code-Plattform anbietet, dieser Nachteil wird meines Erachtens jedoch dadurch kompensiert, dass sich die Programme vergleichsweise schnell und unkompliziert erstellen lassen. Da No-Code-Plattformen für derartige Anwendungsfälle eine praktikable Lösung darstellen, ist anzunehmen, dass sie in Zukunft verstärkt für die Erstellung von solchen Legal-Tech-Tools herangezogen werden. 

Christina Sailer, LL.M. (WU) hat das Masterstudium Wirtschaftsrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien abgeschlossen und macht derzeit Gerichtspraxis. 

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